Unsere Reise: Tag 1 → Tag 2 → Tag 3 → Tag 4-7 → Tag 8 → Tag 9-10
Der nächste Tag startete für uns gegen 7.30 Uhr morgens. Timo und ich bekamen jeder eine Schüssel mit warmem Wasser vor unser Zelt gestellt. Dies dient zum Zähneputzen (hierfür kann man allerdings auch gut das Wasser aus einer Trinkflasche nehmen) sowie für die Grundwäsche.
„Eine Woche ohne Duschen und Haarewaschen?!!?!“
Zunächst klingt es durchaus befremdlich, für eine knappe Woche darauf zu verzichten. An dieser Stelle kann ich aber beruhigen, denn
- auch ohne fließend Wasser gibt es durchaus verschiedene Möglichkeiten, ein notwendiges Minimum an Körperpflege zu betreiben;
- für die Haare gibt es Trockenshampoos und spätestens ab Tag 3 auf dem Berg wandert man sowieso nur noch mit Kopfbedeckung aufgrund von Sonne, Wind und Kälte;
- am Ende fällt es niemandem auf, denn alle sitzen im selben Boot und haben sich daran gewöhnt!
Die Morgenstimmung am Berg ist erfrischend und strahlt etwas Positives aus. Umso schöner war es, regelmäßig morgens unter freiem Himmel zu frühstücken. Erneut sahen wir den schneebedeckten Gipfel des Kibo – ein atemberaubender Anblick. Gegen 8.30 Uhr verließen wir dann das Machame Camp und machten uns auf in Richtung Shira Camp.
An diesem Punkt stellen wir euch einen klassischen Tagesablauf vor. So bekommt ihr einen besseren Überblick über den Ablauf und die Routinen der Tour.
Wer läuft wann, mit wem und wie sieht so ein klassischer Wandertag überhaupt aus?
Die Tage begannen i.d.R. gegen 7.30 Uhr morgens – Aufstehen, passend für den Tag anziehen, Sachen packen, gegen 8.00 Uhr Frühstück und etwa 8.30 – 9.00 Uhr Aufbruch. Wir bekamen warmes Wasser zum Waschen und Zähneputzen. Zum Frühstück gab es regelmäßig etwas anderes zu essen, u.a. Toast, Porridge, Pancakes, Ei, Würstchen, Speck, Butter, Marmelade und Verschiedenes an Obst wie Mangos und Orangen. Zum Trinken gab es Tee, Kaffee, Wasser und Fruchtsäfte. Gegessen haben wir jeden Morgen draußen an einem Tisch vor unserem Zelt. Dann ging die Wanderung für den Tag los.
Wir brachen normalerweise zu viert auf: Erasto (Reiseleiter), Amos (Assistenz-Reiseleiter), Timo und ich. Die Träger und der Koch blieben zunächst im Camp und bauten die Zelte ab. Timo und ich wanderten nur mit unserem Tagesrucksack. Dieser enthielt etwas zum Überziehen bei Kälte oder Regen, Kamera, Snacks, Wasser und was wir sonst eben noch für uns während der Zeit zwischen den Camps benötigten. Empfehlenswert sind außerdem Taschentücher (oder eine Rolle Toilettenpapier) und Desinfektionsgel, da sanitäre Einrichtungen zwischen den Camps rar sind. Für gewöhnlich läuft man ohne das Bedürfnis nach sanitären Einrichtungen von Camp zu Camp, aber man weiß ja nie…
Ebenfalls empfehlenswert sind Aspirin (in niedriger Dosierung) und Vitamine, die ihr zeitweise während des Aufstiegs einnehmen könnt. Wir hatten ebenfalls Ibuprofen dabei, was wir allerdings nur unregelmäßig einnahmen. Während des Trecks leicht zu reisen ist ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor, den Gipfel zu erreichen. Ihr solltet daher versuchen, nicht mehr als 6-7 kg in eurem Tagesrucksack während der einzelnen Wanderungen von Camp zu Camp bei euch zu tragen. Das ist i.d.R. auch völlig ausreichend. Hier findet ihr eine Übersicht an Themen, die euch bei eurer Vorbereitung zur Besteigung des Kilimandscharos unterstützt
Alles andere, was wir nicht in der Zeit zwischen den Camps benötigten, verstauten wir in den bereits zuvor angesprochenen wasserdichten Beuteln, die dann von den Trägern transportiert wurden. Im Laufe der Tageswanderung überholten uns unsere Träger und der Koch regelmäßig. Dementsprechend war bei Erreichen des nächsten Camps bereits alles für uns vorbereitet. Die uns zur Verfügung gestellten Beutel mit dem Gepäck lagen bei uns im Zelt. Es bietet sich an, das Gepäck noch mal extra in kleinen Taschen zu verstauen. So sind Kleidung etc. besser vor Staub und Wettereinflüssen geschützt ist. Außerdem empfanden wir es als hygienischer, da Beutel wiederverwendet werden.
Die Wanderungen von Camp zu Camp sind recht abwechslungsreich mit Blick auf Flora, Fauna und Gelände. Die Machame Route gilt als eine der schönsten Routen. Sie gilt allerdings auch physisch als etwas anspruchsvoller als manche andere Strecke zum Gipfel des Kibo (daher auch der Name „Whiskey Route“). Insgesamt ist die Besteigung des Kilimandscharo allerdings eine Trecking Tour und hat nur wenig mit alpinem Wandern oder gar Klettern zu tun. Nicht umsonst wird der Gipfel von Menschen allen Alters bestiegen. Eine gewisse Grundfitness und Willenskraft sind in jedem Fall förderlich, egal über welche Route man aufsteigt.
Wir liefen insgesamt recht langsam, was allerdings normal ist. Insbesondere beim erstmaligen Erreichen der 4.000 Meter und bei den Höhenwanderungen zur Akklimatisierung setzt man bedacht einen Fuß vor den anderen – „pole pole“, langsam langsam. Außerdem legten wir regelmäßig Pausen zum Ruhen, Trinken und für Snacks ein. Unser Mittagessen transportierten wir in dafür vorgesehenen Lunchboxen.
Insbesondere zur Nachmittagszeit und in niedrigeren Lagen kommt es immer wieder zu kürzeren Regenfällen. Während der einzelnen Etappen solltet ihr daher auf jeden Fall wasserdichte oder zumindest wasserabweisende Kleidung, Regencapes oder einen Regenschirm (klingt lustig, aber wir können bestätigen, dass er wirklich nützlich ist!) mit euch führen. Eine ausführliche Packliste zur Besteigung des Kilimandscharos findet ihr hier.
Zur Nachmittagszeit erreichten wir dann das nächste Camp – ankommen, auspacken, ausruhen; Dann den Nachmittagssnack (meist Popcorn oder Erdnüsse) und ein Heißgetränk genießen. Die Zeit in den Camps bis zum Abendessen konnten wir uns ansonsten gut durch den Austausch mit anderen Reisenden vertreiben oder durch Spaziergänge in der Gegend. Auch Karten- oder kleinere Brettspiele können je nach Gruppengröße ein schöner Zeitvertreib sein.
Das Abendessen gab es meist gegen 19.00 Uhr. Wir aßen i.d.R. zusammen mit Erasto oder Amos. Da es zu der Zeit bereits dunkel und insbesondere ab etwa knapp 4.000 Metern Höhe auch deutlich frischer ist, aßen wir in einem dafür vorgesehenen Zelt. Die Stimmung war immer gut und recht gesellig. Wir erfuhren viel über den Kilimandscharo sowie Land und Leute in Tansania.
Nach dem Abendessen fand dann die Lagebesprechung statt: Wie würde der folgende Tag vom Höhenprofil aussehen, wie lange würden wir laufen, und wie sollten wir uns bestmöglich für den folgenden Tag und die bevorstehende Nacht anziehen. Außerdem wurde regelmäßig der Herzschlag und die Sauerstoffsättigung im Blut mit Hilfe eines kleinen Clips (Sättigungsmessgerät) am Zeigefinger gemessen.
Ab dem dritten Tag etwa wird das benötigte Wasser direkt aus Bächen am Berg entnommen. Wenngleich es vor der Benutzung zum Trinken oder Waschen abgekocht wird, hatten Timo und ich dennoch Tabletten zum Entkeimen des Wassers dabei. Diese können zwar leicht den Geschmack verändern, machen es aber bekömmlicher. Wir würden entsprechende Tabletten daher empfehlen. Diese überreichten wir abends Erasto, sodass wir am kommenden Morgen frisches Wasser hatten.
Spätestens gegen 21.00 Uhr lagen wir dann, wie auch an den meisten anderen Tagen, in unseren Zelten.
Tag 2 der Wanderung: Machame Camp (2.835 m) bis Shira Camp (3.750 m)
Die Wanderung zwischen diesen beiden Camps führt zu Beginn durch bewaldetes Gebiet. Der Baumwuchs ist allerdings bereits deutlich niedriger und spärlicher als zuvor. Recht schnell erreichten wir die 3.000 Meter Marke. Uns boten sich beeindruckende Aussichten. Durch aufziehende Nebelfelder wanderten wir immer höher und erreichten just vor Regeneinbruch das Shira Camp auf 3.750 Metern Höhe.
Das Camp liegt am Rande des Moorlands. Nur noch wenige Höhenmeter trennen es von der Steinwüste. Für einen Überblick der Einzelnen Vegetationszonen schaut am besten hier. Vom Shira Camp hatten wir beeindruckende Ausblicke auf den Kibo und Shira, den höchsten und den niedrigsten der drei Vulkankegel des Kilimandscharo. Auch der Blick den Berg hinauf war insbesondere durch das Zusammenspiel der verschiedenen Lichtmomente grandios.
Tag 3 der Wanderung: Shira Camp (3.750 m) bis Baranco Camp (3.900 m)
Bereits kurz nach Aufbruch aus dem Shira Camp kamen wir in die Steinwüste, die letzte Vegetationszone vor dem ewigen Eis (aber: Achtung, es schmilzt!). Der Weg bergauf verläuft deutlich flacher als noch den Tag zuvor. Über scheinbar endlose Weiten näherten wir uns dem Kibo. Auf dieser Höhe merkte ich dann zum ersten Mal auch deutlich, dass die Luft dünner geworden war. Insbesondere der Aufstieg zum Lava Tower auf bis zu 4.600 Meter kam mir vor wie die letzten Meter einer anstrengenden Jogging-Runde – mit dem Unterschied, dass wir uns langsam schrittweise fortbewegten!
Dort angekommen aßen wir zu Mittag, was uns wieder neue Energie verschaffte. Insgesamt habe ich sowieso recht viel (noch mehr als sonst!) gegessen und getrunken; ein gutes Zeichen, wie Erasto sagt, da sich der Körper auf die Höhe einstellt und daher noch mehr Energie benötigt. Dementsprechend meine ganz klare Empfehlung – packt euch ausreichend Snacks wie Kekse, Müsliriegel und Traubenzucker ein.
Vom Lava Tower ging es wieder bergab. „Walk high, sleep low“ („hoch laufen, tief schlafen“) war hier die Devise, was eine gute Methode zur Anpassung an die Höhe ist. Über Geröllfelder und durch Regen und Nebel erreichten wir schließlich wieder die 4.000 Meter Marke. Das Wetter hatte sich mittlerweile aufgehellt. Der Weg war gespickt mit Schopfbäumen (Dendrosenecio kilimanjari), einem Pflanzentyp der mehrere hundert Jahre alt werden kann. Bereits aus der Ferne konnten wir das auf 3.900 Metern gelegene Baranco Camp erkennen, das wir dann am frühen Nachmittag erreichten.
Tag 4 der Wanderung: Baranco Camp (3.900 m) bis Karanga Camp (3.995 m)
Diese Tagesetappe müsste eher lauten: Baranco Camp bis Baranco Wall bis Karanga Camp…! Denn bereits nach wenigen hundert Metern geht es steil bergauf. Die so genannte Baranco Wall (Barranco Wand) ist knapp 300 Meter hoch und führt hinauf bis auf 4.200 Meter. Oben angekommen hatten wir einen beeindruckenden Ausblick und auch den für den Tag höchsten Punkt erreicht.
Anschließend verläuft der Weg entlang des Hangs des Kibo die meiste Zeit recht stetig geradeaus. Lediglich die letzten Meter sollten unsere Motivation auf die Probe stellen: Etwa 500 Meter Luftlinie von uns entfernt sahen wir bereits das Karanga Camp. Um dorthin zu gelangen, mussten wir allerdings zunächst etwa 200 Höhenmeter in ein Tal hinabsteigen, um dann dieselben 200 Höhenmeter wieder hinaufzusteigen. Grandios.
Im Camp angekommen, hatten wir dann allerdings genügend Zeit zum Ausruhen. Timo und ich hatten uns für die 7-Tages Tour entschieden – die längere der beiden Touren, wenn man über die Machame Route aufsteigt. Daher hatten wir eine zusätzliche Nacht im Karanga Camp. Reisende, die die 6-Tages Tour wählen, machen hier nur einen kurzen Zwischenstopp. Anschließend laufen sie noch am selben Tag weiter bis zum Base Camp. Um unseren Körpern allerdings die Einstellung auf die Höhe so einfach wie möglich zu machen, entschieden wir uns für die längere der beiden Touren, was ich auch jedem empfehlen würde.
Tag 5 der Wanderung: Karanga Camp (3.995 m) bis Barafu Camp / Base Camp (4.673 m)
Die letzte Etappe bis zum Base Camp war recht kurz, wie die des Vortages auch. An beiden Tagen liefen wir jeweils nur etwa 3-4 Stunden. Dementsprechend hatten wir auch Gelegenheit, zu Ruhen und uns mit dem nun direkt bevorstehenden Gipfelaufstieg auseinanderzusetzen. Die Reise an sich war auch so bereits grandios. Das erklärte Ziel war jedoch, Uhuru Peak zu erklimmen, den höchsten Punkt des Kilimandscharos auf 5.895 Metern.
Der Weg zwischen Karanga und Barafu Camp ähnelt dem des Vortags. Wir liefen über Geröll und Steinpisten entlang des Kibo. Man läuft gewissermaßen um den Berg herum, stetig hinauf. Die etwa 700 Höhenmeter Aufstieg bis zum Base Camp stellten dementsprechend keine größere Herausforderung dar. Lediglich die letzten wenigen Hundert Meter ging es noch einmal etwas steiler bergauf. Timo hatte zu dem Zeitpunkt etwas die Energie verlassen, sodass er direkt ins Zelt ging. Dementsprechend fand unser standardmäßiges Gruppenfoto diesmal nur mit mir statt.
Ein Anzeichen für die Höhenkrankheit? Steht der Gipfelaufstieg auf dem Spiel?
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