Ich hatte mich gut auf die Besteigung des Kilimandscharos vorbereitet. Mehrfach waren wir im Vorfeld unserer Reise wandern und haben unsere Ausrüstung getestet. Ich hatte mich mit dem Thema „Besteigung des Kilimandscharos“ auseinandergesetzt und gut eingelesen. Ich war insgesamt körperlich fit und startete die Wanderung gut erholt. Dennoch musste ich kurz unterhalb des Gipfels meine Reise abbrechen.
Woran lag es?
Es Begann mit der Umstellung auf die lokale Küche in Tansania und die neuen Umstände vor Ort – anderes Essen, anderes Klima, andere Gewohnheiten. So hatte ich bereits von Beginn an der Reise immer wieder leichte Magen-Darm-Beschwerden und schlief nur Teile der Nacht. Anfänglich fühlte ich mich noch kräftig, recht schnell nach Beginn der Wanderung und mit zunehmender Höhe allerdings erschöpfter. So wurden auch kürzere Tagestouren teils zu einer Herausforderung.
Die Anpassung an die Höhe fand während des gesamten Aufstiegs statt; aufgrund der Höhe und meiner Verfassung allerdings nicht in dem Tempo, das letztlich erforderlich gewesen wäre. Lange Ruhephasen und viel Schlaf wirkten sich positiv auf meine Verfassung aus. Auch durch Medikamenten wie Aspirin, Ibuprofen und Elektrolytpulver kam ich wieder zu mehr Kraft. Schwierigkeiten bereitete mir hingegen etwas zu essen. Ich hatte schlichtweg keinen Hunger. Regelmäßig und ausreichend zu essen ist jedoch äußerst wichtig in der Höhe, da der Körper einen hohen Bedarf an Energie während der Tour hat.
Dennoch schaffte ich es bis zum Barafu Camp, dem Base Camp des Kilimandscharos. Dort angekommen fühlte ich mich bereits ziemlich ausgelaugt, da die Tage zuvor durch Schlafmangel und immer wiederkehrende Magen-Darm-Beschwerden gekennzeichnet waren. Die körperliche Belastung war hoch, der Sauerstoff in der Luft wurde immer geringer. Starke Kopfschmerzen, Schwindel oder eine verschwommene Sicht hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht.
Der Gipfeltag begann bereits gegen 22:30 Uhr. Die Stunden zuvor hatte ich etwas in unserem Zelt geruht und geschlafen. Wir aßen etwas Reis und tranken Tee vor Aufbruch aus dem Camp. Beides blieb allerdings nicht lange in meinem Magen. Ich versuchte trotz leichter Übelkeit noch etwas Nahrung aufzunehmen und stattete mich mit Müsliriegeln für den Gipfelaufstieg aus. Erasto, unser Reiseleiter, trug meinen Tagesrucksack, damit ich so wenig Energie wie möglich verbrauchen würde. In den ersten Stunden machten wir immer wieder kleinere Pausen, um Müsliriegel, Traubenzucker und ausreichend Wasser zu uns zu nehmen und uns so zu stärken. Mit zunehmender Höhe merkte ich allerdings, wie ich langsam aber sicher abbaute und mein Körper schwächer wurde. Im ersten Schnee gestanden zu haben sowie die Tatsache, bereits höher als der Gipfel Mont Blanc zu stehen, lösten nochmals kleinere Glückgefühle aus und gaben mir kurzzeitig neue Energie.
Allerdings fiel mir selbst langsamstes Gehen bald darauf schwer. Erasto hatte stets ein Auge auf mich und wir stimmten uns als Gruppe in regelmäßigen Abständen zu meinem Zustand ab. Gegen 2 Uhr morgens und auf etwa 5,400 Metern realisierte ich dann, dass ich nur noch wie in Trance den Berg hinaufstieg und eine vernebelte Wahrnehmung hatte. Mein Körper signalisierte mir, dass meine Reise zum Gipfel des Kilimandscharos zu Ende war. Andere Begleiterscheinungen der Höhenkrankheit wie Kopfschmerzen oder Atemnot blieben aus.
Wir teilten also die Gruppe auf und ich stieg zusammen mit Erasto den Berg hinab. Mit abnehmender Höhe ging es mir recht schnell wieder besser und die Symptome verschwanden fast vollständig. Angekommen im Barafu Base Camp war ich froh, mich ins Zelt legen und schlafen zu können.
Einige Stunden später, am darauffolgenden Morgen, fühlte ich mich bereits deutlich erholter. Der darauffolgende Abstieg bis zum Mweka Camp, dem letzten Camp unserer Wanderung, bereitete mir keinerlei Probleme.
Auch wenn ich den Gipfel des Kilimandscharos nicht erreicht habe, bleiben mir rückblickend unglaublich tolle Eindrucke und Erfahrungen. Zudem habe ich Dinge über mich und meinen Körper gelernt, die ich zwischen Stadtleben und Büroalltag nicht erfahren hätte. Alleine deshalb werde ich irgendwann zurückkehren und es erneut versuchen.