Unsere Reise: Tag 1 → Tag 2 → Tag 3 → Tag 4-7 → Tag 8 → Tag 9-10
Genial. Es war 7.32 Uhr morgens und mein Wecker hatte soeben geklingelt – und markierte damit den Starttag der
Besteigung des Kilimandscharos!
Wer auch den ersten Artikel unseres Blogs gelesen hat, merkt spätestens an dieser Stelle: Uns hat die Reise sehr gefallen und auch während der Reise gab es immer wieder Neustarts und zu erreichende Zwischenetappen. Und ich stelle meinen Wecker gerne auf 7:32 Uhr morgens.
Dementsprechend begann der zweite Tag unserer Reise ebenfalls recht zeitig. Nach letzten Vorbereitungen und einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir gegen 9 Uhr los von unserer Lodge zum Kilimandscharo Nationalpark. Man gelangt über verschiedene Routen zum Uhuru Peak, der Spitze des Kibo, dem höchsten der drei Vulkankegel des Kilimandscharo Bergmassivs. Timo und ich hatten uns für die Machame Route entschieden, auch Whiskey Route genannt. Unser Fahrer steuerte dementsprechend das Machame Gate an, den Startpunkt dieser Route. Mit dabei waren: Unser Reiseleiter Erasto, unser Assistenz-Reiseleiter Amos, unser Koch Juma sowie acht Träger; also eine Gruppe von insgesamt elf Mann, die Erasto für unsere Tour zusammengestellt hatte.
11:2 – Wieso?!
Was für eine Gruppe von zwei Personen zunächst nach einem Übermaß an Begleitpersonen aussieht und an Zeiten der westlichen Kolonialherrschaft in der Region erinnert, lässt sich recht einfach erklären:
- Reiseleiter und Assistenz-Reiseleiter: Pro Reisegruppe sollte nach Möglichkeit die gleiche Anzahl an (Assistenz-) Reiseleitern (Erasto und Amos) wie Reisenden (Timo und ich) vorhanden sein. Unabhängig von der Gruppengröße kann es entlang der Wegstrecke immer dazu kommen, dass Reisende die Tour aufgrund von gesundheitlichen Beschwerden (insbesondere Höhenkrankheit) abbrechen müssen, d.h. den Berg hinabsteigen. Kein Tourist darf ohne Begleitung eines Reiseleiters durch den Nationalpark wandern. Folglich muss bei jedem frühzeitigen Abstieg auch ein Reiseleiter dabei sein. Sind bei einer Gruppe von zehn Reisenden nun lediglich zwei Reiseleiter dabei, muss ab der zweiten Person, die frühzeitig die Tour beendet, die gesamte Gruppe mit hinabsteigen! Daher solltet ihr bei der Buchung eurer Reise unbedingt darauf achten, dass mindestens halb so viele (Assistenz-) Reiseleiter wie Reisende dabei sind (je mehr desto besser).
- Koch: 6-7 Tage nur trocken Brot? Neee! Unser Koch Juma bereitete uns mehrmals täglich verschiedene warme und kalte Speisen zu. Wichtige Bestandteile dabei waren Kartoffeln, Reis, Nudeln, Fleisch und Fisch (getrocknet oder aus Dosen), Brot und verschiedene Gemüsesorten.
- Träger: Ihr habt die Freude für etwa eine Woche draußen in der Natur unterwegs sein zu dürfen. Alles an Schlafsachen, Wasser (zumindest zu Beginn), Nahrungsmitteln und Kochutensilien inkl. eines Gaskochers etc. müssen daher während der gesamten Tour mitgetragen werden. Da jeder Träger maximal 20 kg tragen darf kommt man schnell auf die entsprechende Anzahl an Trägern. Zu unserer Überraschung wird das tatsächliche Gewicht des Gepäcks bei Beginn der Reise am Eingang des Nationalparks registriert.
Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen in der Region. Der Gedanke, durch die eigene Reiseaktivität den mehrheitlich geringen Lebensstandard der Menschen vor Ort etwas verbessern zu können, ist uns dabei sehr wichtig. Da die lokale Bevölkerung i.d.R. nur wenig Möglichkeit zum Reisen außerhalb des Landes hat, besteht zudem großes Interesse am Austausch mit Touristen.
Machame Gate, wir kommen!
Nach etwa 45-minütiger Fahrt erreichten wir den Eingang des Kilimandscharo Nationalparks, das Machame Gate. Dort angekommen stellten wir fest, dass die Luft auf 1.800 Metern Höhe bereits etwas frischer und klarer ist als noch im Tal. Außerdem stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen Touristen waren. Neben uns wartete eine Vielzahl an Gruppen und vereinzelt auch Alleinreisenden auf den Start ihrer Tour. Die größte Gruppe zählte über 20 Touristen!
Die Wartezeit, bis letztlich alles entladen und vorbereitet war, überbrückten wir mit der obligatorischen Registrierung am Eingang des Nationalparks. Dort werden verschiedene Eckdaten aus dem Reisepass und zu den Reiseleitern aufgenommen. So wird sichergestellt, dass jeder Reisende, der den Park betritt, ihn auch wieder verlässt. Da die zu entrichtende Nationalpark-Gebühr sich auch an der Länge des Aufenthalts orientiert, spielt dies außerdem für den Nationalpark-Betreiber eine Rolle. Aufgrund der steigenden Anzahl an Touristen wurde die Gebühr in den vergangenen Jahren mehrfach erhöht. Als wir im März 2017 dort waren, betrug sie etwa 100 USD pro Tag.
Kurz vor Mittag hieß es dann – ab in den Wald!
Die Strecke zwischen dem Machame Gate, einer von mehreren Eingängen in den Kilimandscharo Nationalpark, und dem Machame Camp führt durch dichten Bergregenwald. Wir liefen auf Wegen und Pfaden durch das satte Grün. Hoch oben im Blätterdach sahen wir immer wieder Gruppen von Affen wandern.
Nach gut einer Stunde Wanderung auf etwa 2.200 Metern Höhe legten wir die erste Pause ein. Wir hatten die für uns vorbereiteten Lunch-Pakete, bestehend aus Brot und gebratenem Geflügel, dabei. Dazu gab es Saft und Wasser. Von Beginn der Wanderung an sollte man versuchen, möglichst viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Empfohlen werden mindestens 3-4 Liter pro Tag. Dies vermeidet ein Dehydrieren des Körpers und beugt außerdem der Höhenkrankheit vor.
Für mich hat sich ein Trinkrucksack (teilweise auch Trinkblase genannt) bewährt, was nichts anderes ist als ein Wasserbeutel, von dem ein Schlauch abgeht. Der ganz klare Vorteil gegenüber einer klassischen Trinkflasche ist, dass man das Mundstück immer in greifbarer Nähe hat und damit einfach und regelmäßig trinken kann. Eine klassische 1 Liter Trinkflasche würde ich allerdings auch mitnehmen, da diese bspw. besser zum Händewachen und Zähneputzen geeignet ist.
Schnelles Gehen, langsames Gehen
Während des Aufstiegs wurde ich gelegentlich an das bekannte Buch von Daniel Kahnemann „Schnelles Denken, Langsames Denken“ erinnert (Engl. „Thinking, fast and slow“). Die Träger, die teilweise deutlich nach uns losliefen, hatten uns spätestens zur Mittagspause fast gänzlich überholt. Sowieso kam es mir so vor, als schlichen wir den Berg hinauf. Dass das allerdings mehr als richtig war, stand außer Frage. „Pole, pole“ – langsam, langsam. So ermöglicht man dem Körper eine gute Akklimatisierung an die Höhe und beugt der Höhenkrankheit vor. Umso beeindruckender, dass unsere Träger mit einem Vielfachen an Gewicht (ich trug etwa 6 kg in meinem Tagesrucksack) so zügig an uns vorbeizogen.
Nach weiteren 2 Stunden Wanderung und gelegentlichen kurzen Pausen fing der bis dahin dichte Regenwald langsam an sich zu lichten. Wir hatten sie also erreicht, die Ausläufer des Moorlands. Charakteristisch dafür waren der niedrigere Baumwuchs sowie die zunehmende Fülle an Farnen und Moosen. Außerdem kühlte sich die Luft zunehmend ab, sodass wir von anfänglich ca. 25 °C nun bei 17-18 °C angekommen waren. Nur noch einige Minuten später, nach insgesamt etwa 5 Stunden Fußweg, hieß es dann:
„Wir sind da, Machame Camp!“
Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich das erste Camp unserer Reise, das 2.835 Meter hoch gelegene Machame Camp. In mitten von teilweise nur noch mannshohen Bäumen fanden sich dutzende freie Flächen. Diese waren teilweise mit Zelten bestückt. Außerdem gab es, wie in jedem Camp entlang der Route, eine hölzerne Hütte für die Registrierung bei Ankunft im Camp sowie vereinzelt Toilettenhäuschen auf dem Gelände. In den Toilettenhäuschen gibt es aber weder fließend Wasser, noch Papier, noch Seife. Bringt daher alles, was ihr benötigt, am besten selbst mit. Im Machame Camp entstanden dann auch die ersten längeren Gespräche mit anderen Wanderern, die wir während der kommenden Tage immer wieder antreffen sollten. Außerdem hatten wir von hier aus das erste Mal einen Blick auf den Kibo.
Dieser lag beeindruckend im gold-roten Licht der einsetzenden Abendsonne.
Unser Zelt stand bereits bei unserer Ankunft und, im Rahmen der Möglichkeiten, wurde versucht es uns so angenehm wie möglich zu machen. Das Zelt war ausgelegt für zwei Personen und ausreichend groß. Auf dem Zeltboden lagen zwei dünne Matratzen. Damit erreichte man zwar noch immer nicht den Komfort eines Boxspringbetts, aber dennoch eine deutlich höhere Schlafqualität als sie bspw. eine einfache Isomatte bietet.
Zum Abendessen hatte unser Koch Hähnchen mit Reis und vorweg eine Gemüsesuppe vorbereitet. Wie auch sonst in der Region galt hier das Motto, „cook it, peal it, or leave it“. Dies heißt so viel wie „iss keine Rohkost, und wenn nur (eigenhändig) gepellt oder geschält“. Daran hielten wir uns auch, wenngleich es nur sehr wenige Male überhaupt Rohkost als Vorspeise oder Beilage gab.
Und dann? Dann kam das allabendliche Briefing.
Nach dem Abendessen wurden noch die aktuellen klimatischen Verhältnisse besprochen und wie man sich am besten für die Nacht anziehen sollte. Denn: Wenngleich es tagsüber noch verhältnismäßig warm werden kann, wird nachts in höheren Lagen teilweise der Gefrierpunkt erreicht. Schlafen im Fleece und mit Jogginghose gehörte also durchaus zur Gewohnheit. Wir erhielten außerdem Empfehlungen bzgl. Kleidung für den Folgetag, um diesen bereits vorbereiten zu können. Letztlich wurde noch die Sauerstoffsättigung im Blut sowie der Herzschlag gemessen – eine Maßnahme, um mögliche Anzeichen einer Höhenkrankheit frühzeitig zu erkennen. Dazu bekamen wir lediglich einen Clip (Sättigungsmessgerät) an den Zeigefinger, also alles schmerzfrei.
Nach einem anstrengenden Tag lagen wir dann gegen 20 Uhr im Zelt – erster Tag: Check!
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