Vielleicht ist es wieder so eine Sache der „Generation Y“: unser Bedürfnis, Bewusstsein zu schaffen. Bewusstsein für einen verantwortungsvollen und aufgeklärten Tourismus.
Das heißt bei weitem nicht, dass wir jeden Reisenden zu einer spirituell-philosophischen Unternehmung animieren wollen. Das heißt lediglich, dass wir ein besseres Verständnis für die einzelnen Komponenten einer Reise schaffen und Deine Bedeutung als Reisenden hervorheben möchten. Außerdem greifen wir so eine Orientierungslosigkeit auf, wie wir sie bei unserer ersten Reise nach Tansania selbst erlebt haben: und zwar die Orientierungslosigkeit, die aufgrund der unzähligen Angebote zur Besteigung des Kilimandscharos, Mount Meru, für eine Safari oder Sansibar-Reise entsteht. Wir hoffen, Dir so etwas mehr Klarheit geben zu können. Wir zumindest hätten uns damals vor unserer ersten Reise nach Tansania sehr über eine entsprechende Übersicht gefreut.
Wir denken, Bewusstsein und Klarheit bekommst Du am einfachsten dadurch, dass wir Dir zeigen, wofür einem Reiseveranstalter eigentlich welche Kosten einer Besteigung des Kilimandscharos entstehen. Wir machen dies im Folgenden anhand der Kostenbestandteile einer 7-tägigen Besteigung des Kilimandscharos über die Machame Route. Über die Kosten, die Dir insgesamt als Reisenden in etwa entstehen, haben wir in einem anderen Artikel ausführlich geschrieben.
Die Kosten einer Besteigung des Kilimandscharos
Nationalparkgebühren: Die Parkgebühren setzen sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. Letztlich hängen Sie davon ab, wie viele Tage Du im Nationalpark verbringst. Die wichtigsten Bestandteile der Parkgebühren sind Park-Erhaltungsgebühren, Camping- bzw. Hütten-Gebühren, Rettungsgebühren und örtliche Umsatzsteuern. Für 2019 liegen die Gebühren bei USD 955,80 (etwa € 850) pro Person und werden direkt an die Nationalparkverwaltung gezahlt.
Mindestlöhne für das Berg-Team: Besteigt eine Gruppe von zwei Personen den Kilimandscharo innerhalb von sieben Tagen über die Machame Route, wird sie von einem Team bestehend aus zwei Guides, einem Koch sowie sieben Trägern begleitet. Hier haben wir schon einmal mehr dazu geschrieben. Die tansanische Regierung gibt Mindestlöhne für das Berg-Team vor. Darüber hinaus empfiehlt die in Tansania ansässige Nicht-Regierungsorganisation (NGO) „Kilimanjaro Porters Assistance Project“ (KPAP) Reiseveranstaltern als faire Mindestlöhne ca. USD 9 pro Tag für jeden Träger, USD 13 pro Tag für jeden Assistenz-Guide und Koch sowie USD 17 für jeden Guide zu zahlen. Insgesamt betragen die Löhne für das lokale Team also ungefähr USD 742, d.h. USD 371 (etwa € 330) pro Person.
Sonstige Kosten: Hinzu kommen Kosten bspw. für Transport vom und zum Flughafen und Nationalpark, die Unterkunft, das Bereitstellen der Ausrüstung und Verpflegung, die noch mal bei etwa USD 400 (etwa € 360) pro Person liegen (hauptsächlich in Abhängigkeit der Art und Qualität der Dir gestellten Unterkunft und Ausrüstung).
So what?
Das heißt, wenn ein Reiseveranstalter die wichtigsten Punkte zum Thema Nachhaltigkeit, bestehend aus
- ökologischer (man achtet die Natur)
- ökonomischer (die an einer Reise beteiligten Menschen können wenigstens zu einem Minimum von ihrer Arbeit leben) und
- sozialer (man achtet die Menschen und respektiert bspw. örtliche Gegebenheiten)
Verantwortung berücksichtigen möchte, liegen die minimalen variablen Kosten einer Besteigung des Kilimandscharos, die in Abhängigkeit von jedem einzelnen Reisenden entstehen, also bei mehr als USD 1700 (etwa € 1.550) pro Person.
Darin enthalten sind noch nicht die fixen Kosten, die jedem Reiseveranstalter entstehen und die dafür anfallen, damit dieser Dir ein gelungenes und sicheres Abenteuer bieten kann (z.B. Kosten für Versicherungen, Mieten, Lizenzen, Personal und sämtliche administrative Kosten). Bietet ein Veranstalter also bspw. die 7-tägige Besteigung des Kilimandscharos über die Machame Route für eine Gruppe von ausschließlich zwei Personen für € 1.900 pro Person an, bleibt nach Abzug der minimalen variablen Kosten von mehr als € 1.550 nicht mehr viel Geld zur Deckung sämtlicher sonstiger Kosten des Veranstalters übrig…
Das kannst Du tun, damit Deine Reise ein Erfolg wird
Es gibt einige Anbieter zur Besteigung des Kilimandscharos, die weder die erforderlichen rechtlichen Bedingungen einhalten noch ihrem Team aus Trägern, Köchen und Guides den erforderlichen Mindestlohn zahlen, damit diese davon leben können. Angebote von diesen Anbietern solltest Du besser nicht annehmen, zumal sich der sehr niedrige Preis in der Regel auch negativ auf die Qualität Deines Reiseerlebnisses auswirkt (bspw. die Dir gestellte Unterkunft ist lediglich durchschnittlich, die Ausrüstung hat Mängel). Die Besteigung des Kilimandscharos ist für die meisten Menschen ein „once in a lifetime“ Event. Versuch daher stattdessen lieber die Anbieter zu finden, die die Qualität und Nachhaltigkeit ihrer Reise glaubwürdig leben und rüberbringen, selbst wenn die Reise ein paar Euro mehr kostet. Diese Qualität und Nachhaltigkeit des Angebots wirken sich garantiert auch positiv auf Dein Reiseerlebnis aus.
Welchen Anbieter zur Besteigung des Kilimandscharos, Mount Meru, für eine Safari oder Sansibar-Reise Du also auch immer wählst – triff Deine Entscheidung bewusst, denn sie zählt und beeinflusst, was Du an Qualität und Service bekommst, und wie Du die Arbeit Dritter honorierst, damit diese auch in Zukunft gute Arbeit leisten können. Du hast also einen direkten Beitrag, ob und in welcher Form der Tourismus am Kilimandscharo und in Tansania auch noch in den kommenden Jahren möglich sein wird. Sei realistisch – es gibt keine Zaubertricks, sondern bei zu niedrigen Preisen nur die, die im Zweifelsfall benachteiligt werden: Dein Berg-Team, Du oder beide!